Mädchen der Volksschule Filsen mit Lehrer Labonte im Jahre 1900 | © aus der Sammlung Alfred Neckenich

Die Schulgeschichte von Filsen

Als wir zusammen mit unserem damaligen Pfarrer Streitenberger im Jahre 1998 mit der Arbeit zu unserer Pfarrchronik “St. Margaretha Filsen - Eine Pfarrgemeinde am Rhein“ begonnen hatten, stießen wir in der Grundschule Osterspai-Filsen auf die alte Schulchronik unserer Gemeinde. Genauer gesagt, fanden wir zwei alte,  handgeschriebene Bücher, in denen die Geschichte der Filsener Schule für die  Zeit von 1819 bis 1971 aufgeschrieben war.

Die erste Chronik beginnt mit dem nachfolgend abgedruckten Vermerk des damaligen Lehrers Weber vom „4ten Januar 1821“. Zunächst gibt er in einer Niederschrift eine Anordnung der Herzoglich- Nassauischen- Landes- Regierung in Wiesbaden vom 12. August 1820 wieder, wonach ab sofort „ bei den Elementar-Schulen jeder Gemeinde eine fortlaufende Chronik geführt werden muss“. Diese Chronik gibt u.a. wieder, dass die Filsener Kinder seit 1816 im 2. Stock der Wachport unterrichtet wurden und der Lehrer seine Wohnung im dortigen 1. Stock eingerichtet hatte. Aus dieser Zeit stammt die hin und wieder noch zu hörende Bezeichnung „Hochschull“ für die heute als Rathaus genutzte Wachport. Das erste Buch endet mit der Schilderung, dass einem Filsener Soldaten am 15. Februar 1915 wegen besonderer Tapferkeit das Eiserne Kreuz verliehen worden war.

Mit dem Schuljahr 1915 / 1916 beginnt das zweite Buch der Filsener Schul-chronik. Auch hier finden sich durchgehend Niederschriften über alle Schuljahr- gänge bis 1971, dieses Buch endet mit folgendem Eintrag:

„Infolge Auflösung der Grundschule Filsen am 31.7.71 besuchen die Kinder des 1. bis 4. Schuljahres ab 1.8.71 die Grundschule Osterspai. Sie werden nun in Jahrgangsklassen unterrichtet. Gleichzeitig wechseln die Filsener Schüler des 5. – 9. Schuljahres von Kamp-Bornhofen zur Hauptschule Braubach über. Alle Schulpflichtigen werden mit einem Bus zum Unterricht gefahren. Lehr- und Lernmittel, Bücher und Schulmöbel übernimmt die Schule Osterspai.
1.8.1971 gezeichnet:   KARBACH“.

          . . . wir hatten uns seinerzeit dazu entschlossen, bei der Erarbeitung der Pfarrchronik auf die Geschichte der Filsener Schule nicht näher einzugehen. Zu wertvoll und zu Komplex erschien uns dieses Thema und wir wollten „nicht nur dünn darüber hinweggehen“. Im Hinterkopf war damit bei Günter Runkel und mir jedoch schon die Idee geboren, auch die Schulgeschichte unseres Dorfes zu eruieren und aufzuarbeiten und vielleicht auch zu veröffentlichen.
Seit einigen Monaten sind wir – soweit unsere freie Zeit dies erlaubt- nun damit beschäftigt, die umfangreichen, teilweise mit sehr individuellen Handschriften geschriebenen beiden Schulchroniken zu übersetzten. Dies ist nicht immer eine leichte Arbeit, auch die Schullehrer der zurückliegenden Jahrzehnte hatten nicht immer die schönste Handschrift oder bei der entsprechenden Niederschrift offensichtlich nicht immer die notwendige Zeit. Bei besonders hartnäckigen Passagen steht uns freundlicherweise Herr Alfred Junglas aus Filsen mit Rat und Tat zur Seite.
Was uns fehlt ist das im weitesten Sinne zum Thema „Filsener Schulgeschichte“ passende Bildmaterial. Wir möchten auch auf diesem Wege alle diejenigen, die noch über Fotoaufnahmen aus ihrer Filsener Schulzeit oder über Abbildungen der alten Schulgebäude verfügen bitten, uns die Exemplare zur Fertigung von Reproduktionen zu überlassen.
Selbstverständlich erhält jeder seine Originale wieder zurück.

Filsen, im März 2005

Alfred Neckenich
und
Günter Runkel
 

 

Schulfoto Filsen 1951 | © aus der Sammlung Alfred Neckenich

 

 

 

 

 

 

 

Schulfoto aus 1949

 

Schulanfang nach dem Krieg gestaltete sich schwierig.

Schulspeisung linderte 1949 den Hunger der Schulkinder.

aus: Verbandsgemeindeblatt vom 29.05.2009, Nr. 22/09


Als sich die direkten Kampfhandlungen des 2. Weltkrieges im März 1945 vom Hunsrück her mehr und mehr auch auf den Bopparder Raum ausdehnten, musste der Schulunterricht auch in Filsen ganz eingestellt werden. Nachdem die Amerikaner in der Nacht zum 25. März den Rhein überquert und auch Filsen besetzt hatten, wurde das rechtsrheinische Gebiet in der Folge an die nachrückende französische Armee übergeben. Im Rahmen der Organisation der öffentlichen Verwaltung und der Normalisierung des öffentlichen Lebens wurde die Aufnahme des Schulbetriebes für Filsen auf den 1. Oktober 1945 festgesetzt.

An diesem denkwürdigen ersten Schultag besuchten 37 Jungen und 39 Mädchen, darunter 8 Schulneulinge, die hiesige Schule. Mit diesem Tag wurde der Lehrer Hubert Querbach mit der Leitung der Filsener Schule beauftragt. In seinen Niederschriften beklagt Lehrer Querbach die schlechten Bedingungen unter denen die Schule, vor allem aber die Schulkinder, zu leiden hatten. Mangel herrschte durchgängig an Nahrungsmitteln und Kleidung, aber auch an Lehrmittel war nicht zu denken. Auch im ersten Nachkriegswinter 1945/46 musste der Unterricht wegen unzureichender Heizung des Schulraumes und des schlechten Schuhwerks vieler Kinder häufig ausfallen. Der Sommer 1947 wirkte sich wegen anhaltender Hitze und langer Trockenheit katastrophal auf die Versorgungslage der Menschen aus. Besonders hart betroffen waren die Familien, die über keinen eigenen Garten oder kein eigenes Feld verfügten. Ein Teil der Kinder hatte nichts zu essen, viele erkrankten ernsthaft und fehlten wochenlang.

Erst im Verlaufe des Jahres 1948 spürten die Menschen erste Besserungen der Lebensumstände. Mit der am 20. Juni 1948 durchgeführten Währungsreform erhielt Jedermann ein "Kopfgeld" in Höhe von 40,- Deutschen Mark und nach weiteren vierzehn Tagen nochmals 20,- DM. Trotz der damit einhergehenden Aufbruchstimmung ließen sich die Auswirkungen der zurückliegenden entbehrungsreichen Jahre nicht so schnell heilen.

Um den Gesundheitszustand der Kinder weiter zu verbessern entschloss sich die Ortsgemeinde Filsen im Jahre 1949, jeweils über mehrere Wochen verteilt, Schulspeisungen durchzuführen. Ausweislich der Einnahme- und Ausgabebelege der Gemeinde lieferten die ortsansässigen Bäckereien Karl Lamsfuß und Adolf Daniel Brötchen und Teilchen. Heute lässt sich über die Preise der damaligen Zeit schmunzeln; ein Brötchen kostete 3 Pfennig, ein Teilchen 8 Pfennig.

Die Familien hatten pro Kind einen Unkostenbeitrag von 10 Pfennig pro Tag zu zahlen. Dass aber auch dieser geringe Eigenanteil die finanzielle Möglichkeit mancher Familie überschritt, wird an Hand der Aufrechnung der von Hubert Querbach eingesammelten und an die Gemeindekasse abgeführten Beträge deutlich. Für die beispielsweise vom 17.10. bis zum 14.11.1949 durchgeführte Schulspeisung der insgesamt 51 Schulkinder konnten 11 Kinder ihren Anteil nicht zahlen. Im Jahre 1949 brachte die Ortsgemeinde Filsen für die Schulspeisung einen Betrag von insgesamt 335,24 DM auf.

von Alfred Neckenich

© 2019 Filsen

Mehr anzeigen Weniger anzeigen